Page 3 - Exporte und Exportfinanzierungen nach Afrika in COVID-Zeiten
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 EXPORT- UND ZOLLPRAXIS KOMPAKT
  Während der Außenhandel mit den wich- tigsten Absatzmärkten in Süd- und Nord- afrika signifikant sank, gingen Exporte nach Westafrika nur leicht zurück (mit Ausnahme von Nigeria). Einige franko- phone Länder so wie Ghana konnten so- gar Wachstum verzeichnen.
Ghana als Zukunftsmarkt für Medizintechnik
Ghana, als eines der „Compact-with- Africa“-Länder, gilt generell als interes- santer Markt für deutsche Unternehmen. Medizintechnik ist dabei eine besondere Nische: Das Land stellt mit einer Bevöl- kerung von 30 Mio. zwar nur einen relativ kleinen Markt dar, ist aber Afrikas viert- größter Abnehmer von Medizintechnik (nach Südafrika, Kenia und Nigeria).
Die Regierung setzte bereits im Jahr 2017 – weit vor der Pandemie – einen Fokus auf Investitionen im Gesundheitsbereich und stockte Krankenhauskapazitäten deutlich auf. Das bot deutschen Unter- nehmen Möglichkeiten für Geschäfte mit staatlichen und privaten Auftraggebern. Die ghanaische Regierung hat es sich als Ziel gesetzt, Ghana als „Drehscheibe des regionalen Medizintourismus“ zu etablie- ren, in dessen Rahmen aktuell die „Cen- tres of Excellence“ in Accra, Kumasi und Takoradi aufgebaut werden.
„Ghana ist ein interessanter Markt für deut- sche Unternehmen und ist Afrikas viertgröß- ter Abnehmer von Medizintechnik.“
Zu den frühen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus gehörten auch Desinfektions- und Handwasch- möglichkeiten vor Geschäften und Restaurants.
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Zoll.Export 08/21
Ghana ist ein Schwerpunktland der deut- schen Entwicklungszusammenarbeit. Die KfW Entwicklungsbank, die GIZ (Gesell- schaft für internationale Zusammenarbeit) und die DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft) sind mit lo- kalen Büros in der Hauptstadt Accra vertreten. Die Verflechtungen zwischen Deutschland und Ghana gehen aber noch viel tiefer:
Deutsche Institutionen sind in Ghana in Bereichen wie Bildung, Kultur, Sprache und Wirtschaft vertreten, u. a. durch Lo- kalbüros politischer Stiftungen (Konrad- Adenauer-Stiftung und Friedrich-Ebert- Stiftung). Seit dem Jahr 2011 ist die deutsche Wirtschaft mit einem Dele- giertenbüro in Accra präsent, und seit 2014 ist auch Germany Trade and Invest (GTAI) repräsentiert. Das Goethe-Institut ist ebenfalls in Accra präsent und über 40 deutsch-ghanaische Hochschulpart- nerschaften wurden bereits durch das Informationsbüro des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) in Accra begleitet.
Die ghanaische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft Ghanas v. a. durch die Stärkung von Privatunterneh- men anzukurbeln und bestehende Hür- den für Investitionen aus dem Ausland abzubauen. Als Mitglied der G20-Initiative „Compact with Africa“ verfolgt Ghana das Ziel, die Rahmenbedingungen für priva- te Investitionen zu verbessern und damit mehr Innovation und Beschäftigung in Afrika zu schaffen. Dies soll Ghana für private Investoren und Firmen attraktiver machen.
Bisherige Erfolge bei der Krankheitsbekämpfung
Wie viele afrikanische Regierungen und lokale Medizinfachkräfte verfügte auch die ghanaische Regierung bereits zu Beginn der Pandemie – und bevor das COVID- 19-Virus das Land überhaupt erreichte – über essenzielle Erfahrungen zur Ein- dämmung von Epidemien (z. B. durch die letzte Ebola-Epidemie). So konnten vorab Maßnahmen ergriffen werden, um dem Virus so früh wie möglich entge- genzuwirken. Dazu gehörten die rasche Einschränkung und Beschränkung des Reiseverkehrs sowie die Körpertempe- raturmessungen und Desinfektions- und Handwaschmöglichkeiten vor Geschäften und Restaurants.
In den größten Städten Accra, Tema, Ka- soa und Kumasi wurde zudem eine drei- wöchige Ausgangssperre verhängt. Die entsprechende Ausstattung von Laboren sowie die Einrichtung von Quarantäne- und Isolationsstationen waren wichtige Elemente, um einen flächendeckenden Ausbruch zu verhindern.
Auch wenn Ghana sehr früh auf die Pan- demie reagiert hat, stellt die Behandlung von komplizierten Corona-Fällen nach wie vor eine große Herausforderung dar. Lo- kale Krankenhäuser sind kaum für solche
 © Riccardo Niels Mayer – adobe.stock.com


















































































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