Page 2 - Exporte und Exportfinanzierungen nach Afrika in COVID-Zeiten
P. 2

  Eine Studie des afrikanischen For- schungsinstitut afrobarometer in 36 Län- dern des Kontinents ergab, dass rund 50 % der befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer keinen bis nur unzureichen- den Zugang zur Gesundheitsversorgung haben. Eine besondere Herausforderung ist dabei die Versorgung in den ländli- chen Regionen. Hier fehlt es nicht nur an Basiseinrichtungen, sondern auch an Medikamenten, Equipment und v. a. an geschultem Personal.
Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass sie oder ein Familienmitglied in der Ver- gangenheit auf Medikamente verzichten mussten, weil sie sich diese nicht leisten konnten. Schwierigkeiten bei der Inan- spruchnahme von medizinischen Leistun- gen bietet einen Nährboden für Korruption und die Verbreitung gefälschter Arzneimit- tel, die zumeist wirkungslos sind.
Die Corona-Pandemie wirkt sich nicht nur direkt auf den Gesundheitssektor aus, sondern verursacht auch maßgeblich wirtschaftliche und soziale Schäden in- nerhalb der afrikanischen Volkswirtschaf- ten. Aus dem Bericht „World Economic Situation and Prospects 2021“ des „De- partment of Economic and Social Affairs“ der Vereinten Nationen (UN DESA) geht hervor, dass im Jahr 2020 das Bruttoin- landsprodukt (BIP) einen Rückgang von 3,4 % erfuhr.
Beeinflusst wurde der Einsturz des BIP durch niedrige und weiterhin sinkende Rohstoffpreise, den Zusammenbruch des Tourismus und die akute Schulden- not, welche sich als eine der größten wirt- schaftlichen Herausforderungen heraus- kristallisiert. Die Pandemie zieht zudem soziale und soziokulturelle Auswirkungen nach sich.
Auf dem afrikanischen Kontinent ist das Zusammenkommen und Treffen von Menschen aus unterschiedlichen Alters- gruppen, oftmals in großer Zahl, ein wich- tiger Bestandteil des sozialen Lebens. Eine besondere Rolle spielt dabei auch die ge- genseitige Unterstützung der Älteren in der Gesellschaft, da eine soziale Absicherung des Staates in den wenigsten Fällen ge-
„Laut einer Studie haben rund 50 % der Teilnehmenden einer Studie keinen bis nur unzureichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung.“
www.zoll-export.de
19
währleistet wird und staatliche Rentensys- teme nicht existieren. Durch den Versuch, Social-Distancing-Regelungen umzuset- zen, um die Älteren zu schützen, brach während der Pandemie eine wichtige Stüt- ze des sozialen Systems zusammen.
Der Gesundheitssektor in Afrika als Zukunftsmarkt
Generell gilt Afrika als „Zukunftsmarkt“ für die deutsche Gesundheitswirtschaft auf- grund des immensen Nachholbedarfs. Engagement auf unserem Nachbarkonti- nent wird vielfältig unterstützt und v. a. in den Ländern der „Compact-with-Africa“- Initiative intensiv politisch flankiert. Die Realität zeigt allerdings, dass das deut- sche wirtschaftliche Engagement in Afrika mit nur etwa 2 % der gesamten deutschen Exporte sehr niedrig ist. Bedingt durch die Pandemie ist der aktuelle Trend sogar eher rückläufig.
Obwohl schätzungsweise ein Drittel aller Krankheitslasten auf Afrika fällt, liegen
die weltweiten Gesundheitsausgaben bei gerade mal 1 %. Mit ca. 12,8 Mrd. US-Dollar (gemäß BMI Research), macht der Gesundheitssektor so auf dem ge- samten Kontinent nur etwa ein Fünftel des deutschen Marktes aus. Südafrika allein repräsentiert dabei rund 37 % der gesamten Gesundheitsausgaben in Sub- Sahara-Afrika. Aktuell werden die Export- produkte nach Afrika hauptsächlich durch Industrieprodukte bestimmt und spiegeln mit einem Fokus auf Maschinen und Fahrzeuge die allgemeine Exportstruktur Deutschlands wider.
Dabei wurde der Außenhandel mit Afrika im Jahr 2020 durch die Pandemie stark beeinträchtigt und sank im Vergleich zu 2019 um fast 20 %. Besonders traf dies den Handel mit Deutschlands größtem Handelspartner in Afrika: Südafrika. Dort sank z. B. der deutsche Export von Kraft- fahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen laut statistischem Bundesamt um ganze 40 % auf 1,7 Mrd. Euro, während der Import um 41 % auf 2,6 Mrd. Euro sank.
 Der Außenhandel mit Afrika wurde 2020 durch die Pandemie hart getroffen und sank im Vergleich zu 2019 um fast 20 %.
 EXPORT- UND ZOLLPRAXIS KOMPAKT
© Nuttawut – adobe.stock.com


















































































   1   2   3   4   5