Page 4 - exficon Zoll.Export August 2018
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  Für Importeure in Entwicklungs- und Schwellenländern (v. a. auf dem afrikani- schen Kontinent) sind mangels Bonität nur selten direkte Deckungen von Finanzkre- diten durch die deutsche Exportkreditver- sicherung Euler Hermes verfügbar.
Aktuelle Änderungen im Regelwerk des OECD-Konsensus, wie z. B. Öffnungs- klauseln für Deckungen staatlicher Kredit- nehmer in selektiven Ländern, nähren die Hoffnung, dass der Zugang zu Absicherun- gen und Kreditausfallgarantien für einige Ex- portgeschäfte durchaus erleichtert werden könnte.
Aber wir sehen auch an anderen Stellen positive Veränderungen: Neue Garantie- mechanismen, Abkommen zwischen Euler Hermes und Rückversicherungen und z. B. der Afreximbank etc. geben Grund zur An- nahme, dass auch für kleinere und mittel- große Exportgeschäfte Finanzierungsinst- rumente geschaffen werden.
So ist z. B. die Diskussion um die Einfüh- rung von Portfolio-Deckungen wieder ent- facht und wird mit einer neuen Ernsthaftig- keit vorangebracht. Hier fordern Banken von den staatlichen Kreditversicherungen einen Portfolioansatz, der zu mehr Deckun- gen führen könnte, da die Risikobündelung in einem Portfolio zu einem insgesamt ge- ringeren Ausfallrisiko führen würde.
Ein interessanter Ansatz, der leider aus haushaltsrechtlichen Gründen derzeit (noch) nicht umgesetzt werden kann. Al- lein die Diskussion zeigt aber, wie sehr die beteiligten Akteure bemüht sind, neue Deckungsmöglichkeiten zu entwi- ckeln bzw. das bestehende Instrumen- tarium zu erweitern.
Im Zuge dieser Erneuerungsdebatte kommt auch immer wieder der Vorschlag, die Kre- ditprüfung des Kreditversicherers (z. B. Euler Hermes) und der Bank/dem finanzie- renden Institut zusammenzulegen oder so zu standardisieren, dass es einem „mutual reliance“-Ansatz entspräche – in einem sol- chen Fall wäre eine positive Kreditprüfung einer Partei auch für die andere bindend. In anderen Ländern ist das gang und gäbe (z. B. in den USA oder in Japan).
„Neu gestaltete Deckungsinstrumente und die Einführung standardisierter Verträge werden hoffentlich die lang ersehnten besseren Finan- zierungsmöglichkeiten für KMUs bringen.“
Die eingesparte Doppelarbeit könnte sich in erheblich günstigeren Versicherungs- prämien bemerkbar machen, die den exportierenden Unternehmen (v. a. dem Mittelstand) die vertriebliche Arbeit er- leichtern würden.
Eine bedeutende Neuerung in diesem Zusammenhang ist die zunehmende Bereitstellung standardisierter Verträge. Der internationale Kaufvertrag der ICC machte den Anfang, die englische Loan Market Association zog mit einem Set standardisierter Kreditverträge nach, die Klauseln für gedeckte Kredittranchen be- reithalten.
Beide Musterverträge können bedeutend dazu beitragen, dass das Rechtsrisiko sinkt und die Kosten, die mit der individu- ellen Vertragserstellung verbunden sind, signifikant sinken – gerade für kleinere und mittelgroße Unternehmen ein inter- essanter Aspekt.
Grundsätzliche Fragen wie z. B. nach der Durchsetzbarkeit der Verträge oder der Verwertung von Sicherheiten unter loka- lem Recht (wenn die Rechtswahl nicht auf deutsches Recht oder einen anderen etablierten Rechtskreis fällt) blieben aber weiterhin im Einzelfall zu klären.
Fazit
Die Herausforderungen für den deutschen exportierenden Mittelstand sind groß und die Hürden hoch – das steht leider außer Frage. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Anzeichen auf eine Verbesserung der Situation.
Die neu gestalteten Deckungsinstrumente und die Einführung der standardisierten Verträge sowie die laufende Diskussion um die Modernisierung der bewährten Absicherungen an die aktuellen Erfor-
dernisse werden hoffentlich dazu führen, dass auch Exporteure mit kleineren Pro- jekten auf den Zugang zu besseren Finan- zierungsmöglichkeiten für ihre Kunden im Ausland bauen können, um so für ihre Produkte neue Absatzmärkte erschließen oder Bestandsmärkte effektiver bearbei- ten zu können.
 Über die Autorinnen
 Chiara-Felicitas Otto
ist Geschäftsführerin bei der exicon GmbH in Frankfurt am Main, einer Be- ratungsirma, die sich auf die Struktu- rierung von Finanzierungslösungen für Projekt- und Exportinanzierungen in Schwellen- und Entwicklungslän- dern spezialisiert hat.
Kontakt: chiara-felicitas.otto@exicon.de
Yasmin Kassamba
ist Consultant bei der exicon GmbH in Frankfurt am Main.
Kontakt: yasmin.kassamba@exicon.de www.exicon.de
  www.zoll-export.de
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 EXPORT- UND ZOLLPRAXIS KOMPAKT










































































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