Page 3 - exficon Zoll.Export August 2018
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 EXPORT- UND ZOLLPRAXIS KOMPAKT
  ministrieren und kann aus den generier- ten Gebühren bei kleinen Kreditvolumina den internen Aufwand kaum decken).
Ausgehend von der KMU-Definition der EU würde dieser Schwellenwert einen An- teil von bis zu 20 % des Jahresumsatzes eines Mittelständlers ausmachen – und damit erscheint diese Projektgröße kaum sinnvoll.
Selbst wenn ein Projekt die Mindestgröße überschreitet, stellt häufig die Kreditwür- digkeit des ausländischen Käufers (des Importeurs) eine große Herausforderung dar, v. a., wenn sich dieser in einem Land mit instabiler politischer Lage befindet, oder gar seinen Sitz in einem Land hat, das unter Sanktionen steht.
Im ersten Fall ist eine erhöhte Sorgfalts- prüfung notwendig, im zweiten Fall eine intensive und sehr aufwendige Kreditprü- fung. Sollte eine Finanzierung überhaupt möglich sein, wird diese dadurch entspre- chend teurer ausfallen. Dazu kommen die administrativen Hürden, die z. B. auch im Bereich Compliance von den Banken an Mittelständler weitergegeben werden.
Auch die Kosten für die Vertragsgestaltung sind zu beachten – Exportgeschäfte ins außereuropäische Ausland bringen Risi- ken eines fremden Rechtskreises mit sich. Fachanwälte für Exportrecht sollten drin- gend einbezogen werden, müssen aber auch in den Endpreis einkalkuliert sein.
„KMUs haben als Kooperationspartner von gro- ßen multinationalen Unternehmen die Chance, in einem größeren Projekt mitzuwirken, ohne das alleinige inanzielle Risiko tragen zu müssen.“
Akkreditive sind für kleinere Aufträge interessant, da das Zahlungsversprechen bei der Bank liegt und diese somit auch das Risiko trägt und der Importeur keine eigene Liquidität aufwenden muss.
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Zoll.Export 08/18
Hier fallen oftmals Kosten in nicht un- erheblichem Maße an, wir raten aber dazu, sich juristisch abzusichern – v. a., wenn es sich um einen Neukunden oder um den Markteintritt in bisher unbekann- tes Terrain handelt. Die Kosten für einen Fachanwalt sind gerade für kleinere Unternehmen gut angelegtes Geld im Vergleich zu einem Exportprojekt-Aben- teuer mit potenziell langwierigem juristi- schen Nachspiel.
Chancen
Die geschilderten Herausforderungen sind dem deutschen exportierenden Mittelstand wohl bewusst. Doch wo be- stehen die Chancen für den deutschen Mittelstand?
Unsere Praxiserfahrung zeigt, dass auch bei großen Projekten oder sogar (staat- lich ausgeschriebenen) Betreibermodel- len immer wieder Exportfinanzierungs- tranchen in die Finanzierungsstruktur eingebaut werden, die gerade KMUs als Kooperationspartner von großen multi- nationalen Unternehmen gute Chancen eröffnen.
In diesen Fällen kann ein (deutsches) KMU einen erheblichen Beitrag leisten und durch spezialisierte Lieferung und Leistung zum Gesamterfolg des Projekts beitragen, wenn diese spezifischen Kom- ponenten von dem leitenden Unternehmen (dem Konsortialführer) nicht selbst abge- deckt werden können. Gleichzeitig bietet sich dem Mittelständler so die Chance, in einem größeren Projekt mitzuwirken, oh- ne das alleinige finanzielle Risiko tragen zu müssen.
Die klassischen Instrumente der KMUs für Finanzierungen ihrer Auslandsgeschäf- te sind i. d. R. Akkreditive (L/C, Letter of Credit), durch welche sich der Verkäufer mittels einer Bankgarantie absichern kann, seine Zahlung zu einer bestimmten Zeit in definierter Höhe zu erhalten. Akkreditive sind für kleinere Aufträge interessant, da das Zahlungsversprechen bei der Bank liegt und diese somit auch das Risiko trägt und der Importeur keine eigene Liquidität aufwenden muss.
Vor allem bei kleineren Exportvolumina bieten Forfaitierungen einen durchaus gangbaren Weg, um liquiditätsschonend oder sogar -neutral dem Kunden eine Fi- nanzierung anbieten zu können. In diesen Fällen werden (oft über Rahmenvereinba- rungen) von einer kommerziellen Bank ge- deckte Lieferantenkredite angekauft (v. a., wenn diese durch Euler Hermes gedeckt werden), und das Rückzahlungsrisiko wird damit partiell an die Bank weitergegeben.
Alternativ werden oft auch Policen von Private Risk Insurances (PRI) akzeptiert, die zwar mit höheren Kosten für den Ex- porteur verbunden sind, oftmals aber eine höhere Flexibilität und Risikobereitschaft aufweisen. PRIs bieten nicht selten auch in Ländern Deckungen an, für die auf dem traditionellen Versicherungsmarkt keine ad- äquate Deckung gefunden werden kann.
 © alessandro – stock.adobe.com
















































































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