Page 4 - exficon Zoll.Export Juni 2016
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  Kontakten versorgt. Als letzte staatliche Instanz ist Germany Trade & Invest (GTAI) zu erwähnen. Auf dessen Website ist ein qualitativ hochwertiges Informationsange- bot kostenlos abrufbar.
Neben den staatlich getragenen Instituti- onen sind insbesondere Unternehmens- netzwerke, Verbände und Lobbyverbän- de zu nennen. Unter ihnen befindet sich bspw. der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft. Alle staatlichen Institutionen ebenso wie die genannten Unterneh- mensnetzwerke organisieren regelmäßig einschlägige Fachtagungen und Kon- ferenzen. Als Teilnehmer und Redner treten nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Politiker vieler afrikanischer Länder auf – oftmals mit einem konkreten Bedarf.
Die Präsenz auf solchen Veranstaltun- gen hilft, Kontakte zu knüpfen und lau- fende Projekte durch kontinuierlichen Austausch in Erfahrung zu bringen. Ist dies geschehen, hört die Notwendigkeit nach Präsenz noch nicht auf. Eine lokale Repräsentanz bzw. die Ernennung eines Distributors, der die lokalen Gegebenhei- ten kennt, sind von großem Vorteil. Denn afrikanische Märkte sind oftmals nicht re- guliert, standardisiert und automatisiert. Asymmetrische Absatzkanäle – häufig persönliche Beziehungen – spielen folg- lich eine wichtige Rolle.
Die zweite Empfehlung tritt in Kraft, so- bald Sie potenzielle Abnehmer identifiziert haben und sich Geschäfte anbahnen: Informieren Sie sich über Finanzierungs- möglichkeiten für Ihr Projekt. Für alle erwähnten Länder gilt gleichermaßen: Lokale Unternehmen leiden unter einem extrem hohen Zinsniveau.
Dadurch entstehen enorme Hürden für bankfinanziertes Wachstum. In Ghana bspw. sind Zinsen jenseits der 20 % üblich. Damit werden profitable Geschäftsansätze im Keim erstickt und junge Unternehmen wachsen erheblich langsamer, als es die kundenseitige Nachfrage erlauben wür- de. Vom Exporteur ist oftmals auch kein Nachsehen zu erwarten. Vorkasse ist mit afrikanischen Ländern gang und gäbe – zu Recht, mag man vielleicht denken.
„Lokale Unternehmen leiden unter einem extrem hohen Zinsniveau. Dadurch entstehen enorme Hürden für bankfinanziertes Wachstum.“
In vielen Ländern ist die Zahlungsmoral nicht einschätzbar, und schlechte Erfah- rungen gibt es meist zur Genüge. Dieses Vorgehen wiederum drosselt die Exporte nach Afrika, selbst bei bestehenden Liefe- rantenbeziehungen: Eine Folgebestellung erfolgt frühestens nach den üblichen vier Wochen Lieferzeit zuzüglich der Vertriebs- phase.
Selbst wenn die Kundennachfrage häufi- gere Bestellungen bzw. größere Volumi- na erlauben würde, ist der Import auf die Höhe der liquiden Mittel des Importeurs begrenzt. Für den Exporteur eröffnen an dieser Stelle z. B. hermesgedeckte Lie- ferantenkredite Chancen. Somit wäre es möglich, dem Importeur ein verlängertes Zahlungsziel einzuräumen – üblicherwei- se kann so die Abnahme des afrikani- schen Importeurs vervielfacht werden.
Fazit: Nutzen Sie das bestehende Potenzial ohne Risiken einzugehen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insbesondere Ghana als Einstieg in den Markt Subsahara-Afrikas geeignet ist. Die Landessprache und die Jurisdiktion ent- sprechen dem Englischen, das erleichtert vieles. Wichtig in Westafrika ist, dass die Anbahnung von Geschäften erheblich persönlicher ist, als man dies von anderen Märkten gewohnt ist.
Zudem ist die Geschäftswelt oftmals über- schaubar, und Netzwerke sind von hoher Bedeutung. Sind die Kontakte hergestellt und eine Geschäftsbeziehung in Anbah- nung, sollten die Möglichkeiten von Eu- lerHermes oder anderen Kreditversiche- rern ausgeschöpft werden. Es besteht die Möglichkeit, Risiken zu minimieren und gleichzeitig die Absatzmenge zu he- beln. Letztlich wird deutlich: Auch in exo-
tischeren Ländern ist Wachstum möglich, ohne unkalkulierbare Risiken eingehen zu müssen.
  Über die Autoren
 Chiara-Felicitas Otto
ist Geschäftsführerin der exficon GmbH in Frankfurt am Main, einer Beratungsfir- ma, die sich auf die Strukturierung von Finanzierungslösungen für Projekt- und Exportfinanzierungen in Schwellen- und Entwicklungsländern spezialisiert hat.
exficon arbeitet branchenübergreifend mit europäischen Mittelständlern und Projektentwicklern zusammen und konnte bis heute zahlreiche Projekte erfolgreich mit ihnen realisieren.
Kontakt: kotakt@exficon.de www.exficon.de
Nick Fischer
ist Junior Consultant bei der exficon GmbH. Seit Abschluss seines dualen Studiums an der DHBW in Stuttgart studiert er International Management (MSc.) an der Audencia Business School in Nantes, Frankreich.
 www.zoll-export.de
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 EXPORT- UND ZOLLPRAXIS KOMPAKT













































































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