Page 3 - exficon Zoll.Export Juni 2016
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 EXPORT- UND ZOLLPRAXIS KOMPAKT
  tie“ (Quelle: Bertelsmann Transformation Index 2016). Im Vergleich zu Ghana herr- schen in Nigeria damiit erheblich schwie- rigere politische Rahmenbedingungen.
Wirtschaftlich wiederum geht es aufwärts. Innerhalb der letzten zehn Jahre wies Ni- geria ein jährliches Wirtschaftswachstum von durchschnittlich ca. 6 % vor (CAGR). Die Neubewertung der wirtschaftlichen Rahmendaten im Jahr 2014 brachte das Land in den internationalen Ranglisten deutlich vor Südafrika.
Das stetige Bevölkerungswachstum und die fortschreitende Urbanisierung ber- gen Risiken, aber auch große Chancen. Insbesondere die Urbanisierung ist in kaum einem anderen Land Afrikas derart spürbar. Eine Herausforderung ist dies insbesondere, weil in den Städten die Basisinfrastruktur zunehmend überlastet ist. Stromausfälle stehen an der Tages- ordnung. Positiv ist die Ballung der Kons- umwilligen auf wenige „Hotspots“ für Un- ternehmen, die das Land als potenziellen Zielmarkt ansehen.
Der rasant wachsende Binnenmarkt lässt Groß- und Einzelhandel boomen. Für deutsche Unternehmen sind zudem die
Sektoren Bau, Wasser-/Abwasser und Energie interessant, in Teilbereichen auch Telekommunikation. Die gesamte Infrastruktur des Landes hat dringen- den Modernisierungsbedarf. Auch wenn Südafrika als größte Volkswirtschaft des Kontinents abgelöst wurde, liegt Nigeria hinsichtlich der Infrastruktur weit zurück.
Es wird reagiert: Mit dem Nigeria Inf- rastructure Fund wurde ein Instrument geschaffen, das den gewaltigen In- vestitionsstau in der Infrastruktur und im Bereich Wohnimmobilien angehen soll – hier bieten sich Chancen, auch für deutsche Unternehmen. Gleich- falls interessant ist die Rohstoffindus- trie des größten Erdölförderers Afrikas. Öl- und Gasexplorationen bedürfen Spe- zialmaschinen und Know-how – viele der namhaften Anbieter aus der Bundesrepu- blik sind bereits vor Ort vertreten.
Wie den Markteintritt gestalten?
Unabhängig von der Wahl des Ziellands lassen sich allgemeine Empfehlungen aussprechen. Die erste Empfehlung lautet: Zeigen Sie Präsenz. Die Zahl der international handelnden Unternehmen
ist in den meisten afrikanischen Ländern begrenzt und die Wirtschaftselite somit überschaubar – man kennt sich i. d. R. untereinander.
Nur wer persönlich präsent ist, wird mit potenziellen Abnehmern und relevanten Entscheidungsträgern in Kontakt kom- men. Deutschen Unternehmen steht ein breites Angebot an entsprechenden Netzwerken und relevanter Expertise zur Verfügung.
Sowohl in Ghana, als auch in Nigeria be- finden sich Delegationen der deutschen Auslandshandelskammern (AHKn). Die- se unterstützen nicht nur bei der Suche nach passenden Geschäftspartnern, son- dern auch bei rechtlichen Fragen zu Visa, Markteintritt und Zöllen. In den Industrie- und Handelskammern (IHKn) in Deutsch- land, die häufig ein Partnerland haben und Netzwerke pflegen, gibt es zudem Bran- chenspezialisten. Diese geben Auskunft zu staatlichen Anreizen und Wettbewerbs- strukturen.
Hinzu kommen die deutschen Botschaf- ten, die regelmäßig ein „Referat Wirt- schaft“ unterhalten, das interessierte Un- ternehmen mit relevantem Wissen und
 In Ghana sind Produkte zollfrei, die der regenerativen Energiegewinnung dienen. Dazu zählen ganze Solarthermie-, Wind- und Photovoltaikanlagen aber auch einzelne Module.
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