Page 4 - exficon Zoll.Export April 2014
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                                  Export- und Zollpraxis kompakt
   
   

   
   
robonds gleicher Laufzeit am Kapitalmarkt entrichten muss.
Der deutsche Exporteur konnte durch die Bündelung „Exportprodukt & Finanzierung“ ein weit größeres als das ursprünglich als Direktgeschäft geplante Projekt realisieren. Seine Vorteile sind offensichtlich: Generie- rung eines höheren Umsatzes und Ertrags bei gleichzeitiger Sicherung der Mitarbeiter- auslastung – und das, ohne höhere Risiken zu tragen als bei einem Direktgeschäft. Die zusätzlichen Kosten für die Strukturierung des Kredits durch einen externen Dienst- leister hatten sich deutlich gelohnt.
Fazit
Zahlungsrisiken aus Exportgeschäften sollten von Unternehmen adäquat berück- sichtigt werden, um Zahlungsausfällen vorzubeugen und die eigene wirtschaftli- che Basis zu sichern. Vor allem Exportkre- ditversicherungen lassen sich gleichzeitig als gute Vertriebsargumente nutzen – er- greifen Sie die unternehmerischen Chan- cen, die sich Ihnen bieten und profitieren Sie von sicheren Zahlungsstrukturen!
Chiara-Felicitas Otto
ist Geschäftsführerin der exficon GmbH in Frankfurt am Main, ei- ner Beratungsfirma, die sich auf die Strukturie-
rung von Finanzierungslösungen für Projekt- und Exportfinanzierungen in Schwellen- und Entwicklungsländern spezialisiert hat. exficon arbeitet bran- chenübergreifend mit europäischen Mittelständlern und Projektentwicklern zusammen und konnte bis heute zahl- reiche Projekte erfolgreich mit ihnen realisieren.
Kontakt: chiara-felicitas.otto@exficon.de Internet: www.exficon.de

  
  
    
  
  Grafik © Chiara-Felicitas Otto
   
 
 
 
 
   

 
  Grafik 2: Finanzierungsstruktur der beschriebenen Fallstudie mit auseinanderfallendem Besteller und Kreditnehmer.
Fallstudie
Ein deutsches mittelständisches Unter- nehmen erhielt einen Auftrag aus West- afrika zur Lieferung einer Flotte von Spe- zialfahrzeugen auf Basis eines deutschen Fahrzeugmodells. Der Besteller war ein Ministerium, der Kreditnehmer das lokale Finanzministerium.
Der Exporteur bot an, sich um eine at- traktive Finanzierung aus Deutschland zu bemühen, um es dem Besteller zu ermög- lichen, statt eines relativ kleinen Projekts mit geringer Stückzahl an Fahrzeugen ein vielfach größeres mit deutlich höherer Vi- sibilität und Öffentlichkeitswirksamkeit zu implementieren. Zudem konnte bei einer großen Flotte bezüglich des Fahrzeugprei- ses ein attraktiver Mengenrabatt gewährt werden.
Verglichen mit einem klassischen Be- stellerkredit lag die Besonderheit dieses Projekts darin, dass Besteller und Kre- ditnehmer auseinanderfielen (Grafik 2). Üblicherweise kommt ein Besteller für die Rückzahlung seines Kredits selbst auf – wenn es sich jedoch um Transaktionen im öffentlichen Sektor handelt, ist es keine Seltenheit, dass aus regulatorischen Grün- den nur das Finanzministerium Kreditver- träge unterzeichnen darf.
Folglich mussten in beiden Ministerien un- terschiedliche Entscheidungswege einge-
halten und zusätzlich der Regelprozess der nationalen Ausschreibungsbehörde befolgt werden. Auch die vertragliche Dokumenta- tion der Transaktion wurde komplexer:
 Der Exportvertrag zwischen Besteller (beschaffendes Ministerium) und Ex- porteur wurde vom Finanzministerium co-unterzeichnet.
 Der Kreditvertrag zwischen Bank und Finanzministerium (als Zahlungsver- pflichtetem) wurde vom Besteller (be- schaffendes Ministerium) co-unter- schrieben.
Die Anzahlung von 15 % wurde aus dem Projektbudget des bestellenden Ministe- riums geleistet. Die Finanzierung der 85 % wurde von einer deutschen Geschäfts- bank dank einer Finanzkreditdeckung von EulerHermes dargestellt. Das Gesamtpro- jekt konnte somit erheblich ausgeweitet werden.
Die Vorteile für den Besteller lagen auf der Hand: Durch diese Finanzierungsstruktur ließ sich eine erheblich längere Laufzeit realisieren, als auf dem lokalen Banken- markt zu diesem Zeitpunkt möglich gewe- sen wäre. Zudem konnte der Kredit durch die Deckung von EulerHermes zu äußerst attraktiven Konditionen abgeschlossen werden. Letztlich lag der Zinssatz sogar unterhalb der Finanzierungskosten, die das Finanzministerium des Landes für Eu-
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