Page 4 - exficon Zoll.Export Juni 2020
P. 4

  „Angesichts ihrer geringen Präsenz in Afrika bietet der CwA deutschen Unternehmen die Chance zur Erschließung eines Marktes, der mittel- bis langfristig eine immer größere Rolle spielen wird.“
Beziehungen zwischen Deutschland und den afrikanischen Partnerländern – auch außerhalb der zwölf Compact-Länder – zu stärken.
 Über die Autoren
 Chiara-Felicitas Otto
ist Geschäftsführerin bei der exficon GmbH in Frankfurt am Main, einer Be- ratungsfirma, die sich auf die Struktu- rierung von Finanzierungslösungen für Projekt- und Exportfinanzierungen in Schwellen- und Entwicklungsländern spezialisiert hat. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt auf dem afrikanischen Kontinent, v. a. in Westafrika.
Kontakt: chiara-felicitas.otto@exficon.de
Yasmin Kassamba
ist Consultant bei der exficon GmbH in Frankfurt am Main.
Kontakt: yasmin.kassamba@exficon.de
Cyrus Robiro
ist Junior Consultant bei der exficon GmbH in Frankfurt am Main.
Kontakt: cyrus.robiro@exficon.de www.exficon.de
   Zudem hat das Land einen hohen Nach- holbedarf im Bereich Infrastruktur, wie z. B. die Expansion des Flughafens Abid- jan, aber auch die Ausweitung zahlreicher Fernstraßen zeigen. Diese Arbeiten wer- den aktuell v. a. durch chinesische Firmen übernommen, deutsche Bauunternehmen sind dagegen nur wenig präsent, obwohl die Chancen gut sind.
Tunesien
Mit einem Warenvolumen von ca. 1,7 Mrd. Euro ist Tunesien der größte Exporteur nach Deutschland unter den Compact- Ländern. Die Hauptexportgüter sind – anders als in den meisten afrikanischen Ländern – Elektrotechnik, Textilien sowie Chemikalien bzw. Chemieerzeugnisse.
Tunesien kann Deutschland gegenüber einen Handelsüberschuss verzeichnen, was sich auf die vielen Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung zurückführen lässt. Der Schwerpunkt der Reformpartner- schaft liegt v. a. im Bereich erneuerbare Energien und im Sektor Infrastruktur. Kon- kret hat sich das Land zum Ziel gesetzt, bis 2030 bis zu 2.250 MW aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen.
Empfehlungen
Als Initiator des CwA sollte Deutschland beispielhaft vorangehen und weitere Maß- nahmen ermöglichen, die es Unterneh- men erleichtern, den Schritt auf unseren südlichen Nachbarkontinent zu wagen.
Neben vereinfachten „Hermesde- ckungen“ (z. B. auch im kleinvolumi- gen Bereich für Exportprojekte unter 500.000 Euro) könnte hier eine weitere Verzahnung von Politik und Wirtschaft geschaffen werden. Diese wichtigen Verbindungen ließen sich in der Vergan- genheit bereits durch gezielte Delegati-
onsreisen mit Unterstützung der Landes- vertretungen für verschiedene Branchen ermöglichen.
Aktuell und angesichts von Corona wer- den diese Maßnahmen und Instrumente vermutlich erst einmal verlangsamt zum Einsatz kommen. Sobald Reisen wieder möglich sein werden, sind Unterstüt- zungsmaßnahmen zur Herstellung von Kontakten in Wirtschaft und Politik (zur Markterkundung, -erschließung sowie -analyse und Findung von potenziellen Kunden und/oder Kooperationspartnern) essenziell. Dabei spielt auch die Unter- stützung deutscher Organisationen, Ver- bände und Vereine eine tragende Rolle. Des Weiteren ist eine Ausweitung der Exportförderplattformen durch GTAI und des BMWi (Fokus auf KMUs) denkbar.
Fazit
Angesichts der im internationalen Kon- text anderer exportorientierter Staaten vergleichsweise geringen Präsenz der deutschen Unternehmen in Afrika ist der CwA sicherlich eine Chance, die Bezie- hungen zu den wachstumsstärksten af- rikanischen Ländern auszubauen und somit den Zugang zu einem neuen Markt zu erschließen, der für die Weltökonomie mittel- bis langfristig eine immer größere Rolle spielen wird.
Konkrete Maßnahmen und Programme der Regierung – wie z. B. im Fall der Ex- portkreditversicherungen – sollten von deutschen Unternehmen verstärkt und gezielt genutzt werden, um Geschäfte zu vereinfachen und von der politischen Vi- sibilität zu profitieren.
Gleichzeitig gibt es sicherlich noch genug Raum für mehr konkrete Programme der Bundesregierung, um die wirtschaftlichen
www.zoll-export.de
31
 LÄNDERSCHWERPUNKT







































































   2   3   4   5   6