Page 3 - exficon Zoll.Export Juni 2019
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 LÄNDERSCHWERPUNKT
  Sind diese Fragen geklärt und kommt ein Exportprojekt zustande, tauchen in zahl- reichen Fällen Probleme durch Zoll-Bü- rokratie im Projektland auf, die bewältigt werden wollen. Hinzu kommen in vielen Ländern Schwierigkeiten im Logistikbe- reich: übervolle Häfen, langsames Hand- ling, bürokratische Importformalitäten und zumeist schlechte Straßenverhältnisse, die einen Weitertransport ins Hinterland erschweren.
Kulturdimensionen
Diverse Wissenschaftler wie Geert Hofste- de oder Erin Meyer beschreiben in ihren Arbeiten die Auswirkung der Globalisie- rung auf die westliche Unternehmenskul- tur und haben es sich zum Ziel gemacht, kulturelle Unterschiede durch Dimensio- nen vergleichbar zu machen. Da man die- se Dimensionen nicht numerisch messen kann, basieren diese auf Vergleichen zwischen den Kulturen verschiedener Regionen.
Geert Hofstede z. B. bestimmt sechs Aus- prägungen als Vergleichsdimensionen, wie in der vorher dargestellten Grafik auf- gelistet: Machtdistanz, Individualismus, Maskulinität, Vermeidung von Unsicher- heit, langfristige Orientierung und Ver- gnügen.
„Interkulturelles Verständnis und diplomatisches Geschick sind besonders in den Ländern mit intensiver Kolonial- vergangenheit wichtig.“
Ghana ist in der Region Westafrika ein beliebtes Zielland für deutsche Unternehmen und wird oftmals als „Einstiegsland“ für den westafrikanischen Markt angesehen.
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Zoll.Export 06/19
Ghana ist in der Region Westafrika ein beliebtes Zielland für deutsche Unter- nehmen (ob als Investoren oder als Ex- porteure) und wird oftmals als „Einstiegs- land“ für den westafrikanischen Markt angesehen. Die Gründe dafür sind im stabilen politischen Klima, dem anhal- tenden Wirtschaftswachstum und der bereits zahlreich ansässigen deutschen Institutionen vor Ort zu finden.
Die englische Sprache als offizielle Lan- dessprache erleichtert den Umgang mit potenziellen Kunden, Vertragspartnern und/oder öffentlichen Stellen im Ver- gleich zu den frankophonen Ländern, da deutsche Unternehmen häufig einen deutlich besseren Zugang zur engli- schen Sprache haben.
Aus diesem Grund soll Ghanas „Ge- schäftskultur-Karte“ exemplarisch für die Region Westafrika mit der von Deutsch- land verglichen werden. Dabei ist zu
bedenken, dass nicht nur innerhalb der Region, sondern auch in Ghana selbst eine durchaus diverse Kulturlandschaft herrscht. Diese sehen wir als repräsenta- tiv für die Region Westafrika an, die wir als äußerst heterogen kennengelernt haben.
Wenn man nun die beiden Kulturen der Länder Deutschland und Ghana ver- gleicht (Deutschland in hellblau und Ghana in dunkelblau), fällt sofort der immense Unterschied im Punkt der Langzeitorientierung auf. Während die deutsche Kultur oftmals als Beispiel für eine extreme langfristige Planung gilt, ist die Tendenz dazu in Ghana (und auch in anderen Ländern Westafrikas) allgemein eher gering.
Planungshorizonte sind tendenziell kür- zer, was sich vor allem bei Lebenszyk- lus-Betrachtungen von Importprodukten zeigt: Die Verknüpfung von hoher Qua- lität im Verhältnis zu langfristiger Nut- zungsdauer von Investitionsgütern ist in Europa erheblich ausgeprägter.
Einen weiteren signifikanten Unterschied stellt auch der Punkt Individualismus dar, der eng mit der Dimension Machtdistanz zusammenhängt. Während in Deutsch- land vergleichsweise flachere Hierar- chien herrschen und es durchaus üblich ist, dass über Hierarchieebenen hinweg kommuniziert werden kann, ist ein sol- ches Vorgehen in Ghana und auch in den meisten anderen afrikanischen Ländern undenkbar. Hierarchien spielen eine sehr wichtige Rolle in der Gesellschaft – und das nicht nur auf das Arbeitsumfeld be- zogen, sondern ebenso im Privaten.
So steht auch weniger die einzelne Person als Individuum im Vordergrund, sondern vielmehr die Gruppierung, wel- cher die einzelnen Personen angehören.
 © Frank – stock.adobe.com

















































































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