Page 3 - exficon Zoll.Export Oktober 2015

Export- und Zollpraxis kompakt
die Europäische Investitionsbank (EIB) sowie die Weltbank (teilweise über Toch- terorganisationen wie IFC oder MIGA).
Je nach bestehender Regierungsverein- barung und der darunter vereinbarten Projekte/Sektoren können auch die KfW Entwicklungsbank oder – bei kommerziell fi- nanzierbaren Projekten – reguläre deutsche Geschäftsbanken angesprochen werden.
Mittel für Finanzierungen von Exportaktivi- täten sowie Direktinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland sind grundsätz- lich vorhanden. Die meisten Institute be- klagen sogar einen Mangel an gut struk- turierten Projekten bzw. an solchen, die sich in einem weit entwickelten Stadium befinden, in dem eine begleitende Struk- turierung der Finanzierung Sinn ergibt.
Warum werden nicht längst alle internationalen Aktivitäten mit einer passenden Finanzie- rungslösung unterlegt?
Das könnte an den höchst unterschiedli- chen Anforderungen der verschiedenen Finanzierungsprogramme und der jewei- ligen Fördermöglichkeiten liegen. Da die
Projekte häufig schon die Formalkriterien nicht erfüllen, sind die meisten poten- ziellen Finanzierungsquellen bei Weitem nicht ausgeschöpft. Leider werden viele Projekte aufgrund fehlender Finanzie- rungsmöglichkeiten nicht realisiert.
Andererseits stellen nicht abgerufene För- dermittel eine verschwendete Ressource dar. Es ist folglich lohnenswert, sich be- reits frühzeitig mit potenziellen Finanzie- rungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen und das Projekt bzw. das Angebot sowohl entsprechend der Ausschreibung des Kunden, als auch für potenzielle Kredit- geber zu strukturieren.
Welche Strukturen sind über- haupt finanzierungsfähig?
Eine häufig genutzte Struktur ist der Be- stellerkredit. Hierbei gewährt ein kommer- zielles (meist deutsches) Kreditinstitut, dem ausländischen Abnehmer des Expor- teurs einen Kredit. Diesen Kredit vergibt sie im Regelfall nur, wenn z. B. EulerHer- mes eine Finanzkreditdeckung gewährt.
Ob EulerHermes für den Abnehmer (=Besteller) als Garant zur Verfügung
steht, hängt vom Exportgut und von der Kreditwürdigkeit des Bestellers ab. Denn sollte der ausländische Abnehmer/Kredit- nehmer seinen Zahlungsverpflichtungen dem (deutschen) Kreditinstitut gegenüber nicht nachkommen, wird EulerHermes 95 % der ausgefallenen Zahlungen über- nehmen und das Kreditinstitut entschä- digen. Die übrigen 5 % verbleiben als Selbstbehalt im Eigenrisiko der Bank. Die Deckung umfasst sowohl wirtschaftliche als auch politische Risiken.
Neben der Möglichkeit des Besteller- kredits, kann auch ein Lieferantenkredit durch den Exporteur gewährt werden. Dabei tritt dieser als Financier auf und vereinbart eine Rückzahlung in Raten (verlängertes Zahlungsziel). De facto ge- währt so der Exporteur dem Abnehmer einen Kredit, und dieser muss sich nicht anderweitig nach einer Finanzierung um- sehen. Für diesen Kredit kann der Expor- teur eine Lieferantenkreditdeckung bei EulerHermes beantragen und auf diese Art das Ausfallrisiko während des verlän- gerten Zahlungsziels absichern.
Während bei einem Bestellerkredit die kreditgebende Bank vor dem Zahlungs- ausfall des ausländischen Abnehmers geschützt wird, ist im Falle des Lieferan- tenkredits der deutsche Exporteur Be- günstigter der Garantie. Grundsätzlich stellt die Kreditrisikoübernahme durch die Bundesrepublik eine Exportförde- rung dar. Im Fall eines Zahlungsausfalls des ausländischen Abnehmers sind bis zu 95 % des entstandenen Schadens versichert.
Mindestens 5 % (abhängig von Land, Projekt und der Bonität des Käufers) des Risikos sind durch den Exporteur in Form eines Selbstbehalts zu tragen (ab 2017 müssen wirtschaftliche Risiken zu 15 % selbst getragen werden). Hinsichtlich der eigenen Liquiditätsbindung steht es dem Exporteur frei, sich bei einer Bank um eine Refinanzierung zu bemühen.
Neben diesen beiden Deckungsarten durch ECAs gibt es, wie bereits vorher erwähnt, Projektfinanzierungsstrukturen, die z. B. von der Europäischen Investi-
deutsches U􏰀ter􏰀eh􏰂e􏰀
Exporteur u􏰀d Begü􏰀stigter der De􏰄ku􏰀g
Export􏰅ertrag * A􏰀zahlu􏰀g 􏰁15 %􏰃 Lieferu􏰀g
Refi􏰀a􏰀zieru􏰀g 􏰂ögli􏰄h
De􏰄ku􏰀gs- 􏰅erei􏰀􏰆aru􏰀g
EulerHer􏰂es
Exportkredit- 􏰅ersi􏰄heru􏰀g
auslä􏰀discher Ku􏰀de
Besteller 􏰁I􏰂porteur􏰃
Ba􏰀k/Fi􏰀a􏰀zi􏰀stitut
Kreditge􏰆er 􏰆z􏰇. Refi􏰀a􏰀zierer
* mit verlängertem Zahlungsziel (Laufzeit einzelfallabhängig zu beantragen)
Struktur eines gedeckten Lieferantenkredits.
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Zoll.Export 10/15
Quelle: Otto